Montag, 4. Mai 2015

Küche, Höker und Milchbar im 50er-Jahre-Museum in Büdingen

Das 50er-Jahre-Museum in Büdingen, das im Aufbau teilweise einer Wohnung, teilweise einer Kleinstadt ähnelt, verfügt auch über eine Küche, eine Milchbar und einen Höker.

Blick auf den sonntäglichen Kaffeetisch in einer 50er-Jahre-Küche. So sah's bei meinen Eltern und Großeltern auch aus. Den Krümelsauger gibt es hier bis heute.
Das untere Geschirr stammt von Melitta und ist bei Mudderns bis heute im Einsatz.
Eine züchtige Hausfrau in einer typischen 50er-Jahre-Küche.
In der Milchbar kann man an den Wochenenden Milkshake trinken. Manchmal wird sie abends auch für Veranstaltungen genutzt.

Hier sind ein paar Impressionen.

Beim Höker. Vieles wurde lose verkauft, zum Beispiel Milch. Im Krug vorne wurde Essig verdünnt und dann verkauft - sofern auch der Kunde einen Krug dabei hatte.
Detailblick auf den Verkaufstresen. In die Spitztüte kamen Waren, die geschüttet werden konnten wie Hülsenfrüchte.
Bei der Küche hat mich vor allem fasziniert, dass alle Ausstellungsstücke einfach so rumstanden - meistens ohne Erläuterungen und bereit zum Anfassen. Ich hätte Angst, dass die alle Füße bekommen ...

Helferlein für die Küche.
Kassensituation.
Die Küche an sich kam mir sehr vertraut vor: Die Anbauküche "Colora" der württembergischen Firma Leicht oder einer ihrer Nachbauten fand sich auch in meinem Elternhaus. Einzelne Schränke begleiteten mich, bis ich 2000 mit dem Gatten zusammenzog.

Diese Spülmaschine hat es uns angetan. Ob das Geschirr da bruchfrei raus kam?
Als hätten wir Mudderns Küchenschränke geöffnet ... 
Das Schulkochbuch ist das, was Mudderns mir mitgab, als ich auszog.
Kochen mit Kohle / Holz und Elektrizität. Die stapelbaren Kochtöpfe sparten Platz und Energie - eine Idee, die man heute wieder aufgreifen könnte.
Ein wenig versteckt wurde auf die Care-Pakete hingewiesen. Die Versorgungslage im Nachkriegsdeutschland war so desolat, dass große Teile der Bevölkerung auf die amerikanischen Lebensmittelspenden angewiesen waren - und nicht nur auf die. So wurde beispielsweise in Großbritannien der Weizen rationiert, um ihn nach Deutschland zu importieren.

Auf einem der Küchenschränke fanden sich Care-Pakete.
Die 10 US-Dollar, die ein Care-Paket kostete, wurden von den amerikanischen Absendern oft mühselig zusammengespart - die wenigsten Spender waren reich. Die meisten gehörten zum (unteren) Mittelstand und wussten selbst nur zu gut, was es bedeutet, Hunger zu leiden.

Als die magere Zeit vorbei war, galt es, Kalorien zu sparen.
Heute wünsche ich mir oft, mehr Menschen würden sich an die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg erinnern, daran, was es heißt, auf der Flucht zu sein, Hunger zu leiden, in einem fremden Land von vorne anfangen zu müssen. Dann wären manche vielleicht weniger hartherzig.

Blick in eine Milchbar aus den 50er Jahren.
Solche Erdnussspender gab's bei uns auf dem Dorf in den Gaststätten noch bis weit in die 70er Jahre. 
Erst im letzten Drittel der 1950er Jahre verbesserte sich die Versorgungslage der Bevölkerungsmehrheit, erreichten "Wirtschaftswunder" und "Fresswelle" die westdeutsche Republik.

Weitere Museumsimpressionen gibt es im kleinen Blog.

1 Kommentar:

  1. Unglaublich. wie damals: unser Herd, beide standen in unsere Küche. Genauso hatten wir den Wasserboiler, die Uhr, diese Einkaufszettelrolle. Selbstverständlich gab es auch die Kochbücher und diverse Küchenutensilien. Danke für die Fotos. Liebe Grüsse Tellerränder

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