Sonntag, 12. Februar 2012

The Day After Tausendundeine Nacht: Französisches Frühstück und Fernsehköche

Heidi ist Schuld, ganz klar. Wäre sie nicht angetreten, um der ganzen Bande beim 8. Hamburg kocht!-Treffen mal zu zeigen, dass man bei so einer Veranstaltung tatsächlich auch mal satt werden könnte, stünde ich jetzt nicht dümmlich lächelnd zwischen Henssler und Rosin und das einzige, woran ich denken kann, ist "Hoffentlich rutscht meine Hose nicht!" Die ist nämlich offen, die Hose. Wie das kam? Lies selbst!

Am Tag nach dem Kochtreffen saßen wir in kleinem Kreis im Café Paris. Als ich Wochen vor dem Kochtreffen reservierte, freute ich mich auf ein üppiges Frühstück. Mit Obstsalat, aber ohne Belegkirsche, die nur echt ist mit E124, wie ich am Vortag lernte. Jetzt saß ich vor der Karte und überlegte verzweifelt, was weniger ist, das kleine oder das französische Frühstück. Oder ob ich mir - schlichter Gipfel der Dekadenz - ein Mineralwasser gönne. Ein kleines. Ein ganz kleines. Nur ein wönziges Schlöckchen, sozusagen. Und ohne Kohlensäure. Aber mit einer Rennie, mindestens. Außerdem kneift meine Hose schon jetzt. Was musste ich auch morgens nach einem Kochtreffen eine enge frischgewaschene Jeans, in die ich nur mit des Gatten Hilfe kam, anziehen?
Foodbloggerin im Einsatz, selbst wenn es nur ein Milchkaffee ist.
Im Café Paris. Das Restaurant im Stil eines französischen Cafés um 1900 wurde
in einer 1882 gegründeten Schlachterei eingerichtet.
Im Café Paris: Gewölbte Decke mit Kachelbildern.
Im Café Paris: Kachelbild Schiffahrt und Handel.
Getreu dem Motto "Wenn man sich Mühe gibt, geht noch was" entschied ich mich tapfer für ein französisches Frühstück. Schwächeln gilt nicht. Ich bin schließlich Hanseatin. Ich weiß, was von mir erwartet wird. Ich habe meinen Jacob Gallois gelesen und will zeigen, dass wir den Suppenlöffel im Ordensbande und die Gabel im Knopfloch tragen, dass das Schwächeln vom Vortag eine Ausnahme war.
Im Café Paris: Zweimal französisches, einmal kleines Frühstück.
Im Café Paris: Croque und englisches Frühstück.
Nach dem Frühstück wollten Bushcook, terschies und ich ins Parlament und eine "Heidi" trinken. Diesen Cocktail nahm einer von Heidis Mitstreitern beim perfekten Dinner, der in dem Lokal arbeitete, ihr zu Ehren auf die Karte. Aber die "Heidi" blieb uns verwehrt. Laut Aushang hat das Lokal zwischen November und April sonntags ab 12 Uhr geöffnet. Ein Blick auf Uhr und Kalender zeigte, dass es 13 Uhr und Februar ist, aber die Türen trotzdem verschlossen sind. Wir waren nicht die einzigen, die sich darüber wunderten. Das Lokal braucht anscheinend keine Gäste.

Mir wäre jetzt durchaus nach einem längeren Spaziergang gewesen - Du erinnerst Dich: Ich war die mit der kneifenden Jeans - aber meine Begleitung wollte ins Warme. terschies führte uns in den Coffee Shop Bei der Stadtwassermühle, einer kleinen Straße neben dem Hintereingang des Alsterhauses.
Im Coffee Shop: Blick auf das schon ziemlich vereiste Bleichenfleet.
Im Coffee Shop: Tief unter uns führt bis heute der Alstertunnel des Mühlenkanals von der Binnenalster ins Bleichenfleet. Genutzt wird der Tunnel allerdings nicht mehr. Er wurde 1976 verfüllt.
Cookies mit Smarties und Kaffee.
Langsam war's an der Zeit, ins Studio zu den Topfgeldjägern zu fahren. Bushcook, von einigen Mitgliedern einer virtuellen Kochgruppe auch schon mal als "eingebildete Rampensau" angefeindet, wollte endlich mal ganz entspannt eine Aufzeichnung sehen. Als sie im letzten März da war, war sie viel zu aufgeregt, um was mitzubekommen. Bei ihrer und Heikes Aufzeichnung im Juli hatte sie andere Sorgen, und wenn sie wieder im Studio ist, muss sie den Fanblock geben für zwei andere Verrückte. Also jetzt oder nie, wenn sie entspannt zugucken will.

Wir haben Karten für zwei Aufzeichnungen und sehr gemütliche Plätze, unerreichbar für die Kamera - da soll noch mal jemand sagen, meine Begleitung sei kamerageil. Wir tratschen über die Girlies, die das Frauenteam geben, und über eine vorlaute Zuschauerin, die im Laufe der Aufzeichnung den Begriff "eingebildete Rampensau" völlig neu definieren wird. Ich mache es mir unbemerkt richtig kommod und lüpfe Knopf und Reißverschluss der immer stärker kneifenden Hose. Merkt ja keiner. Doch, ich weiß, dass wir noch mit Henssler und Rosin verabredet sind. Ich weiß nur nicht wann, und dachte, bis dahin schaffe ich es, mich wieder anzuziehen. Nein, ich schaffe es nicht.

Und nun sind wir wieder am Anfang. Da, wo ich dümmlich lächelnd zwischen Henssler und Rosin stehe und mich um meine Hose und die Schwerkraft sorge. Stretchjeans habe es nämlich so ansich, morgens zu kneifen, dann aber sich im Laufe des Tages zu weiten und plötzlich der Schwerkraft nachzugeben. Henssler sagt zu Bushi, dass Heike und sie gut gekocht haben und dass sie doch die mit dem Fanblock waren. Und ein Drittel des Fanblocks steht da, nickt verkniffen und hofft, dass die Hose oben bleibt. Eigentlich wollte ich Henssler fragen, warum er es noch nicht überwand, dass Ina Müller ihn von der Bettkante stieß oder welche andere Erklärung es für sein Müller-Bashing gibt. Ich wollte ihm durch die Haare strubbeln, um endlich die Frage zu klären, ob er eine Echt-Haar-Transplantation vornehmen ließ - und falls nicht, ihn bitten, mir den Trick zu verraten und dadurch dem Gatten wieder zu vollem Haupthaar zu verhelfen. Und dann war da ja noch der Po-Push-Up, der uns beschäftigte. Alles, was ich machen kann, ist, an meine Hose zu denken.

Die Frage kann ich auch nicht beantworten, aber ich glaube, auf Girlies steht er nicht.
Eines der Girlies, die gerade kochten, kommt zu Henssler und fragt, ob's das jetzt war oder ob man sich noch sieht. Der arme Kerl bekommt das P im Blick, presst ein "Das war's jetzt" hervor und wendet sich jetzt gänzlich Bushi zu. Rosin signiert derweil mein Kochbuch, tätschelt mir den Rücken, vermutlich, weil ich so verspannt aussehe, und ich denke an meine Hose. Dabei wollte ich ihm doch sagen, wie gut mir sein Kochbuch gefällt, dass es zu den wenigen gehört, die ich mir tatsächlich kaufte. Wird ihn zwar vermutlich nicht interessieren, aber ich wollte nicht wie ein stummer Fisch da stehen. Autogramme von beiden wollte ich auch noch haben. Damit Andreas C. Studer nicht so alleine an der Küchentür hängt. Also, sein Autogramm. Ich kann aber nur an meine Hose denken.

Irgendwann sind wir wieder vorm Studio, Bushi, meine Hose und ich. Ich zische Bushi zu, dass das gar nicht geht, dass sie mich hätte vorwarnen sollen, dass sie jetzt schon zum Henssler geht und nicht erst nach der nächsten Aufzeichnung, dass ich da minutenlang mit offener Hose gestanden hätte. Ich! Mit offener Hose! Vorm Henssler!

Als Antwort kommt nur ein knappes "Und? Wär's Dir lieber gewesen, seine Hose wäre offen gewesen?"

Na ja, so gesehen ...

Es lohnt sich übrigens, ab dem 6. März die Topfgeldjäger zu sehen. Nein, mich gibt es da nicht zu sehen. Nur meine Hose.

Das Verwöhnwochenende im Überblick:

Freitag: Abendessen im Sgroi
Sonnabend: 8. Hamburg kocht!-Treffen
Sonntag: Frühstück im Café Paris
Sonntag: Abendessen im Hala
Montag: Portugiesisches Frühstück in der Schanze
Montag: Mittagessen in der Curry Queen
Montag: Abendessen im Ono

7 Kommentare:

  1. Um mich deinem Gatten anzuschließen:
    "Du schreckst doch vor nichts zurück!"

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  2. Schon lange nicht mehr so gelacht am Sonntagmorgen. Danke dafür!

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  3. Genial geschrieben!
    Danke für diesen wunderschönen Sonntagmorgengruß.

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  4. Ich glaube, der Henssler sieht ganz oft Frauen, bei denen sich zufällig gerade die Kleidung öffnet. Weiß auch nicht, wieso ich mir das so vorstelle.

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  5. Du bist sicher, daß Du keinen langen Pulli oder eine ebensolche Bluse anhattest?
    Ich finde die Vorstellung, der Henssler und der Rosin hätten die Kandidatenpaare ihrem Schicksal überlassen, um mit Euch zu quasseln, so ziemlich das beste an Deinem Bericht. :)

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  6. :))))
    Danke für den Bericht! Herrlich!
    Und im Café Paris habe ich vor Jahren auch schon einmal gesessen, wunderschön ist es dort!

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  7. @ nata, spontane Selbstentkleidung, sozusagen? Könnte gruselig sein ...

    @ Hesting,
    die beiden Köche haben direkt nach der Aufzeichnung tatsächlich kaum noch was mit den Kandidaten zu tun, insbesondere, wenn die ausschieden. Die werden dann ganz schnell von den Mitarbeitern hinter den Kulissen in Empfang genommen und verabschiedet, weil das neue Team in den Startlöchern steht. Man ist dann quasi schneller draußen, als man gucken kann, weiß das aber vorher und kann noch im Aufenthaltsraum für Kandidaten / Begleitung bleiben. Und Rosin wollte auch ganz schnell weg, telefonierte, wurde nur von Henssler schnell am Ärmel zurückgeholt, um mein Buch zu signieren. Henssler hingegen nahm sich im Rahmen des Möglichen tatsächlich alle Zeit der Welt - für ihn (und Rosin, aber der kommt ja erst gegen Ende, hat also länger Pause) stand ja auch noch eine Aufzeichnung an, also brauchten sie eigentlich die Pause.

    Und: Als hätte ich es geahnt, trug ich an dem Tag tatsächlich ein langes Oberteil. Ursprünglich wollte ich einen Pulli anziehen, der nur knapp über den Po geht ...

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