Montag, 30. September 2013

Ferienhausküche

Trotz des holprigen Urlaubsstarts schaffte ich es noch, die Lebensmittel, die während unserer Abwesenheit verdorben wären, in den Wagen zu packen, bevor es losging. So kochten wir in den ersten Tagen also mit dem, was wir an Frischem mitbrachten: Gnocchi, Tomaten, Paprika, Bickbeeren, Gurke, Wurzeln, Sahne und Steaks.

Blick aus dem Küchenfenster, das ein Dachfenster ist. 
Wein darf auch nicht fehlen - für den Fall, dass ich den aus Årø nicht finde (ich war auch diesmal erfolglos).

Vor der Abfahrt schnell noch unter den Beifahrersitz gestopft: Eine Flasche Rheingauer Leichtsinn.
Der Gatte hatte schon Lieblingsmesser und Pfannendeckel eingepackt und eine Kühlbox bestückt. Ich nahm noch Basics wie Mehl, Zucker, Semmelbrösel, getrocknete Steinpilze, Reis und Nudeln mit sowie ein paar Gewürze und getrocknete Kräuter, Essig und Öl.

Karbonade mit Nudeln und Steinpilzen.
Ansonsten kaufen wir im Urlaub frisch ein - so viel teurer als in Hamburg ist es in Dänemark nicht, und wir lieben es, uns im Urlaub vom Angebot inspirieren zu lassen. Zu Hause leben wir ja meistens nach Plan. Unverständlich ist uns, wie manche mit Massen an eingedosten Lebensmitteln ins Ferienhaus fahren können. Auch wenn die Küche vielleicht nur spartanisch ausgestattet ist, ist es doch nicht so schwer, was Leckeres, Frisches auf den Tisch zu bringen.

Resteessen: Nudeln, Steinpilze, Hähnchenbrustfilet und ein übriggebliebener Klops.
Kaltes Mittagessen auf dem Liegestuhl: Spaghetti Bolognese.
Im Urlaub kocht der Gatte - ich bin höchstens für Pfannkuchen, Puddings und Kuchenbacken zuständig. Backformen gab's im Ferienhaus nicht, aber Auflaufformen - prima für Ofenpfannekuchen mit Bickbeeren, die ich aus dem heimischen Gemüsefach mitnahm.

Ofenpfannkuchen als Nachtisch an einem Tag, an dem es Salat gab.
Am nächsten Tag gab' s die Pfannkuchen zum Tee auf der Terrasse.
Zwei Mal kauften wir Kuchen. Besonders der Othellokage mit nur drei wesentlichen Zutaten - Sahne, Zucker, Mehl - tat es dem Gatten an.

Wienerstang zum Tee auf der Terrasse. 
Othellokage, an einem der Regentage am rumpeligen Basteltisch im Wintergarten genossen.
Hauptmahlzeit im Ferienhausurlaub ist das späte Frühstück, das wir ausgiebig genießen. Diesmal lag das Haus so, dass der Brugsen mit frischen Brötchen nur einen Spaziergang entfernt war. So gab's dann morgens frische Rundstykker und Spiegel- oder Rührei.

Rührei mit Krabben und Kräutern. Dass dänische Eier so blass sind, finde ich immer wieder irritierend. 
Eigentlich wollte der Gatte täglich grillen. Im Vorfeld überlegten wir uns einiges dafür. Durch den vielen Regen hatte er dann dazu aber keine Lust. Er konnte den Grill zwar an die Tür des Wintergartens stellen, so dass er trocken blieb, aber Spaß machte ihm das nicht. So wurden dann zwei Mal Steaks gegrillt, einmal Karbonaden, aber auf die geplante Grillfischorgie verzichteten wir.

Ohne seinen Weber fährt der Gatte nicht in den Urlaub ... 
Vielleicht im nächsten Urlaub ...

Sonntag, 29. September 2013

Szenen einer Ehe: Fifty Shades of Grey, sozusagen

Kaffeekochen auf dem Weber.
Der Gatte und ich waren in Urlaub. Das erste Mal wieder gemeinsam seit zwei Jahren. Es ging nach Dänemark. Normalerweise sind wir dort im Mai, jetzt halt im September. Das macht einen Unterschied, wie uns schnell klar wurde.

Der Urlaubsauftakt war mehr als chaotisch. Der Gatte, überurlaubsreif, fing schon Tage vorher mit den Vorbereitungen an. Wo war der gelassene Mann, den ich bislang zu Hause hatte? Der aus dieser Geschichte?

Am Abfahrtstag, nach einer schlaflosen Nacht, begann der Gatte, viel zu früh alles mögliche ins Auto zu stopfen. Normalerweise schlafen wir am Abfahrtstag aus, frühstücken und arbeiten dann gemeinsam die Packliste ab. Diesmal gebar sich der Gatte wie ein geficktes Eichhörnchen Berserker, war nicht ansprechbar. Da hilft nur eins: In Deckung gehen.

Mir wurde plötzlich klar, wieso manche Männer ihre Frauen an Raststätten oder Tankstellen vergessen. In dem Zustand, in dem der Gatte war, hätte er mich glatt zu Hause gelassen.

Hätte nur nichts genützt.

Ich habe ein eigenes Auto und kenne den Weg. Außerdem bin ich die mit den Reiseunterlagen, die, auf deren Namen die Buchung läuft.

Wie grillt man einen Topf?! Kaffeekochen auf dem Weber.
Bei dem ganzen gedankenlosen Gestopfe vergaß der Gatte die Basics wie Kaffee, Kaffeefilter und Kochgedöns. Passte ohnehin nicht mehr ins Auto. Ein bisschen schmuggelte ich noch vor Abfahrt hinein. Ansonsten beruhigte ich mich damit, dass ich weiß, welche Supermärkte auch sonntags erst um 22 Uhr schließen. Kaufen wir halt vor Ort ein ...

Irgendwann hieß es dann: "Der Grill ist eingeladen. Wir können los!"

Fehlten noch die Fahrräder. Als die auf dem Träger in der Stoßstange festgestrapst waren, guckte ich mir das Auto an und fragte vorsichtig: "Schatz, meinst du vielleicht auch, es wäre vielleicht eine gute Idee gewesen, die Kofferraumklappe erst zu schließen und dann die Fahrräder anzustrapsen?!"

Der findet das Wetter sicher auch nicht toll, freut sich aber
über Brötchen- und Kuchenkrümel.
Einen Wutanfall später waren die Fahrräder abgestrapst, die Kofferraumklappe geschlossen, die Fahrräder wieder festgestrapst. Nach einem Tankstellenstopp konnten wir dann tatsächlich los - nur knappe vier Stunden später als sonst.

Und zum Glück kam diesmal der Hund nicht mit. Er hätte keinen Platz mehr gehabt - falls der Gatte ihn überhaupt eingeladen hätte ...

Die Fahrt war sehr anstrengend - Dauerregen, Staus ... Wir waren froh, als wir ankamen - viel später als sonst. Im strömenden Regen luden wir aus und freuten uns auf einen Sofaabend am prasselnden Kaminfeuer nach einer heißen Dusche.

Nur: Es gab keinen Strom. Klar, wir wissen, dass wir den Hauptschalter betätigen müssen, damit es Strom gibt. Aber in diesem Ferienhaus war anscheinend kein Hauptschalter.

Durchnässt, frierend und schwerst genervt, machten wir uns auf den Weg in die nächste größere Stadt, nach Nørre Nebel. Wir landeten in der Bodega Bjælkestuen, aßen Schnitzel Wiener Art mit Kapern und Sardellen sowie Biksemad, ein deftiges Gericht aus Bratkartoffeln, Fleisch, Spiegelei und Roter Bete.

Liegestuhlblick.
Das Essen war gut, das Bier war süffig, aber es zog wie Hechtsuppe. Warm wurde uns also nicht. Okay, ich wünschte mir, in diesem DK-Urlaub mal zum Essen ausgeführt zu werden, aber irgendwie stellte ich mir das anders vor ...

So gedankenlos der Gatte auch das Auto vollstopfte - er nahm Taschenlampen mit. Viele Taschenlampen. Und er dachte auch an die Batterien. Licht hatten wir also, nur kalt war uns immer noch. Die Vormieter ließen kein Holz da, und die Verkaufsstellen war entweder leer oder standen so ungünstig, dass das Holz nass war.

Am nächsten Morgen wollte ich wieder in die Stadt fahren, um zu frühstücken, bevor wir zum Vermieter fuhren, um das Stromproblem zu klären. Der Gatte, lange vor mir wach, da genervt, begann stattdessen, Wasser auf dem Grill zu erhitzen, um Kaffee zu kochen. Brötchen gab's vom nahe gelegenen Brugsen.

Liegestuhlblick.
Während wir einkauften, löste der Vermieter unser Stromproblem. Wer hätte gedacht, dass der Hauptschalter mit "Vand", "Wasser" beschriftet ist und auf Rot stehen muss, nicht auf Grün, damit Strom, nicht Wasser fließt?! Und warum sollte man für dämliche Touristen einen Hinweis anbringen, wenigstens auf Dänisch?!

Drinnen floss endlich Strom, draußen strömte der Regen. Aber wir hatten Holz und  Lebensmittel und richteten uns ein. Es wurde ein fauler Tag mit Basteln, Lesen, Fernsehen gucken und Schlafen.

Am nächsten Tag war dann plötzlich für drei Tage Sommer.

Während ich mich einem ausgiebigen Wellnessprogramm widmete, um mich anschließend auf dem Liegestuhl zu erholen, startete der Gatte zu einem ersten Strandspaziergang.

Liegestuhlblick.
Nachts regnete es, aber das störte uns nicht weiter, solange es tagsüber einigermaßen trocken ist.

Die geplanten Rad- und Wandertouren mussten allerdings ausfallen. Der Gatte, seit April maladierend, bekam Herzprobleme. Sonst in der Lage, 30 Kilometer und mehr zu wandernd, schaffte er keine 300 Meter mehr ohne Pause, fiel einfach vom Rad.

Es ist zwar ein erhebendes Gefühl, eine bessere Kondition als der Gatte zu haben, aber unter diesen Umständen konnte ich darauf verzichten.

Mein Held wollte weder zum dänischen Arzt noch nach Hause, also reduzierten wir unser Sportprogramm radikal. Inzwischen wissen wir, dass alles nicht so dramatisch war, nur seine Medikamente neu eingestellt werden mussten. Gott sei Dank!

Ich hätte natürlich auch alleine losfahren können, aber dazu hatte ich keine Lust. Ich freute ich stattdessen darüber, in der Sonne liegen und lesen zu können, denn dazu kam ich den ganzen Sommer nicht. Und abends fand ich endlich Zeit, ausgiebig zu basteln, während der Gatte sich durch mitgebrachte DVDs arbeitete oder durch Programme, die wir zu Hause nicht empfangen können, zappte.

Einen Vorteil hatte das schlechte Wetter:
Wir sahen jede Menge Regenbögen.
Ende der Woche setzte dann wieder der nicht vermisste Regen ein.

Aus den Mai-Urlauben kennen wir Wolkenbrüche. Jetzt aber war das Wetter so verrückt, dass wir, kaum ahnten wir eine Wolkenlücke und gingen los, sofort vom nächsten Schauer überrascht wurden. Nachts gab's Stürme, die mich um das Dach bangen ließen und die Gartenmöbel von der Terrasse schoben.

Außerdem wechselten Hoch- und Tiefdruckgebiete so rasch, dass ich Migräne bekam.

Nein, wir brauchen keinen blauen Himmel. Grauer tut's auch. Aber Sturm und Dauerregen machten uns mürbe. Ich wollte früher abfahren, auch, damit der Gatte zum Arzt kommt, aber der wollte stur bleiben. Inzwischen hatte er alle DVDs gesehen und entdeckte TV-Kochsendungen für sich ... Ich war froh, dass ich mein eBook vor der Abfahrt noch prall füllte.

Bedingt durch das Wetter waren wir viel mit dem Auto unterwegs, hatten aber wenig Lust, uns irgendwas anzuschauen, sofern das mit Aussteigen verbunden war - der Weg vom Parkplatz zum Eingang war selten trocken zu schaffen, und da zum Regen Wind kam, nützten auch Jacken wenig.

Am Ende der zehn Urlaubstage war ich urlaubsreif und froh, dass ich wieder ins Büro durfte. Der Gatte ist noch immer maladierend und urlaubsreif, freut sich auf das bevorstehende lange Wochenende und seinen Weihnachtsurlaub.

Im Mai wird's wohl wieder nach Dänemark gehen - mit einem hoffentlich gesundeten Gatten.

Freitag, 27. September 2013

Nachgekocht: Kürbis-Linsen-Curry

Kürbis-Linsen-Curry mit Malabar-Curry-Paste.
Ich freue mich immer, wenn ich andere als die vom Gatten so geliebten Tellerlinsen verkochen kann. Es gibt so viele Linsensorten, warum sich auf eine beschränken?! Die roten sind besonders eisenhaltig, was meinen chronischen Eisenmangel freut.

Da wir keinen halben Kürbis im Kühlschrank hatten, kaufte ich einen ganz kleinen beim Lieblingsbiostand auf dem Markt. Ansonsten ist das Curry auch prima zur Resteverwertung geeignet.

Kürbis-Linsen-Curry

Zutaten für 4 Portionen:
neutrales Öl
1/2 Zwiebel, gewürfelt
1 kleiner Hokkaido-Kürbis, entkernt und in mundgerechten Würfeln
3 Wurzeln, geschält und mundgerechte Würfel (etwa in der Größe der Kürbiswürfel)
ein großzügiger Schluck Noilly Prat oder Weißwein
500 ml Gemüsebrühe
100 g rote Linsen
2 EL Malabar-Curry-Paste (oder ein anderes Currypulver / eine andere Currypaste)
Salz
Pfeffer
1 Spritzer Zitronensaft
1/2  EL Schwarzkümmel
1 Prise Cumin
1-2 EL Crème Fraîche oder Joghurt

Zubereitung:

Öl in einem Topf erhitzen und die Zwiebelwürfel glasig andünsten. Kürbis und Wurzeln dazugeben, 3 bis 4 Minuten anbraten. Mit dem Noilly Prat ablöschen, die Currypaste einrühren und etwas einkochen lassen. Brühe hinzu fügen und die Linsen einstreuen. Zum Kochen bringen und etwa 20 Minuten köcheln lassen bzw. bis die Linsen und das Gemüse gar sind. Ab und zu umrühren und prüfen, ob eventuell noch Brühe fehlt und zugegeben werden muss. Mit den restlichen Zutaten abschmecken. Joghurt/Crème fraîche auf dem Teller über dem Curry verteilen.

Dazu schmeckt Fladenbrot, aber eigentlich braucht es keine Beilage.

Quelle: Paprika meets Kardamom

Donnerstag, 26. September 2013

Frisch angerührt: Malabar-Currypaste

Normalerweise verwende ich Curry als Pulver - ist praktisch und haltbar. Als aber in einem Rezept Malabar-Currypulver verwendet wurde, stand ich etwas auf dem Schlauch. Die Suche nach Rezepten zeigte nur Mischungen, die ich hätte bestellen müssen - normalerweise kein Problem, nur war ich schon quasi in der Küche, als mir aufging, dass mir diese Mischung fehlt. Klar, ich hätte was anderes kochen können. Stattdessen suchte ich noch eine Runde weiter im Netz und ließ mich von Julias Rezept inspirieren.

Was ich mit der Paste kochte, verrate ich morgen an dieser Stelle

Malabar-Currypaste

Zutaten für 1 - 2 Esslöffel:

Butterschmalz / Ghee
1 EL Tamarindenpaste
10 - 15 Curryblätter, getrocknet
1 TL braune Senfkörner
2 Tomaten
4 Schalotten
3 Knoblauchzehen
1 TL Ingwer, gemahlen
1/2 TL Fenchel, gemahlen
1/2 TL Paprikapulver
1/2 Chilipulver
1 TL Koriander, gemahlen
1 TL Kurkuma, gemahlen
evtl. etwas braunen Zucker

Zubereitung:

Etwas Butterschmalz oder Ghee in einer Pfanne erhitzen. Tamarindenpaste, Curryblätter und Senfkörner in einer Pfanne anrösten, bis es zu duften beginnt. Dann vom Feuer nehmen und etwas abkühlen lassen.

Alle Zutaten in die Moulinette geben und pürieren. Ggf. mit etwas braunem Zucker abschmecken, falls die Paste zu sauer ist.

Die Paste ist zur sofortigen Verwendung bestimmt, lässt sich aber auch einfrieren. Dazu gebe ich sie in einen Tiefkühlbeutel und walze sie platt. Dann verschließe ich den Beutel und friere die Platte ein.

Dienstag, 24. September 2013

Kostprobe: Raw Bite - Rohkost-Riegel

Als ich, angeregt durch das Buch "Rohvolution" auf der Suche nach Carob als Schokoladenersatz war, fand ich bei Budni Schokoriegel der relativ neuen Marke "Raw Bite" aus Dänemark.

Die Riegel sind roh, vegan, gluten- und laktosefrei, ohne Zuckerzusatz und in Bio-Qualität. Ein 50g-Riegel kostet ca. 1,80 Euro.

Da mir nach Schokolade war, entschied ich mich für die Sorte "Raw Cacao" mit 54 % Datteln, 36 % Cashews und Mandeln und 10 % Roh-Kakao. Ich war gespannt, wie mir ein Rohkost-Schokoriegel schmeckt.

Raw Bite "Raw Chocolate"
Kurz gesagt: Gut!

Die Konsistenz ist sehr weich, ein bisschen wie bei einer Rumkugel, und die ersten Bissen hatten auch eine leichte Rumnote, aber das verging schnell. Während die Cashews gehackt sind, sind die Mandeln teilweise sogar ganz - die Zähne haben also ordentlich was zu tun. Der Riegel hat eine angenehme Schokonote und war (zumindest mir) nicht zu süß.

Einmal angefixt, holte ich mir Nachschub in Form der Sorte "Coconut" mit 57 % Datteln, 25 % Cashews und Mandeln, 16 % Kokosnuss und 2 % kaltgepresstem Kokosöl. Der Riegel ist süßer als "Raw Cacao", schmeckt mir aber auch.

Raw Bite "Coconut"
Dritte Sorte, die es bei Budni gibt, ist "Spicy Lime" mit 61 % Datteln und Limettensaft, 39 % Cashews und Mandeln, Inger, Chili und Zitronenöl.

Raw Bite "Spicy Lime"
Der Riegel riecht wunderbar zitronig, ist aber für mich ganz schön scharf. Es braucht eine Weile, bis ich mich an die Schärfe von Ingwer und Chili gewöhne, zumal ich nicht unbedingt Ingwerliebhaberin bin. Es war also nicht so ganz mein Geschmack.

Gibt es bestimmt öfter - zumal mein Süßhunger davon effektiver gestillt wird als von Schokoriegeln mit Industriezucker, auf den ich seit einiger Zeit möglichst verzichte.

Sonntag, 22. September 2013

Szenen einer Ehe: Bickbeer Muffins (Blueberry Muffins)

Bickbeer Muffins.
Sonnabend, später Nachmittag. Wir haben nach einem späten Frühstück den Nachmittag verschlafen und hängen nun in den Seilen. Lust einzukaufen hat niemand, genauso wenig wie sich Gedanken ums Abendessen zu machen.

Plötzlich klingelt es an der Tür. Es ist die Mutter der ukrainischen Familie von gegenüber. Sie hat einen Teller Teigtaschen in der Hand. "Gefüllt mit Kartoffeln und Kohl", sagt sie, drückt mir den Teller in die Hand und geht. Prima, denke ich, bedanke mich und rufe zum Gatten ins Zimmer: "Schatz, das Abendessen ist gesichert!" 

Unsere ukrainischen Nachbarn sind wirklich eine Schau. Es ist noch gar nicht so lange her, da saßen wir abends auf dem Balkon und waren gerade mit dem Abendessen fertig, als die Mutter mit einem Teller ins Nachbarhaus flitzte. Zwischen unseren Nachbarn und einer Familie im Haus nebenan scheint eine innige Verbindung zu bestehen - mehrfach am Tag wird Essen hin und her getragen, bei Wind und Wetter.

Die Nachbarsmutter flitzte wieder zurück. Keine Minute später klingelte es bei uns, stand sie mit einem Teller voller dampfender Käsepfannkuchen da. Okay, wir hatten zwar gerade gegessen, aber kann man so was ablehnen?! Eben. Ich stellte den Teller in die Küche und dachte, die Pfannkuchen schmecken sicher auch noch am nächsten Tag zum Frühstück.

Ich hatte die Rechnung ohne den Gatten gemacht.

Als ich am nächsten Morgen in die Küche kam, war der Teller ratzekahl leer gefuttert. Die Pfannkuchen bildeten des Gatten Mitternachtssnack und scheinen geschmeckt zu haben.

Jetzt, bei den Teigtaschen, die wieder vorzüglich schmeckten, meinte der Gatte: "Wen du das nächste Mal Muffins machst, machst du ein paar mehr, und wir bringen welche zu den Nachbarn rüber."

"Ist okay", antwortete ich. 

"Die müssen dann aber wirklich richtig lecker sein!", setzte der Gatte nach.

Ich starrte ihn nieder, bis er ergänzte: "Aber deine Muffins sind ja immer lecker."

Na bitte, geht doch.

Da alle Zutaten im Hause waren, gaben wir am nächsten Tag den leeren Teigtaschen-Teller mit Bickbeer Muffins zurück. Und da Bickbeer Muffins was echt Amerikanisches sind und zudem Maismehl enthalten, sind sie mein Beitrag zum Blog-Event "Länderküche" bei "Schätze aus meiner Küche" und dem Mais-Event im Gärtnerblog.

Banner querformat Garten-Koch-Event September 2013: Mais [30.09.2013]

Bickbeer Muffins

Zutaten für 12 Stück:

125 g zerlassene Butter
175 g brauner Zucker
1 Ei
1 TL Vanillezucker
225 g Mehl
25 g feines Maismehl
1 TL Backpulver
1 TL Natron
1 Prise Salz
1 Msp. Zimt, gemahlen
125 ml Zitronen-Buttermilch (oder Buttermilch und abgeriebene Zitronenschale)
200 g frische oder TK-Heidelbeeren (nicht aufgetaut, gefroren zum Teig geben)

Zubereitung:

In einer Schüssel zerlassene Butter, Zucker (bis auf 2 EL) und Vanillezucker verrühren, Ei und Buttermilch zugeben und alles gut vermischen.

In einer zweiten Schüssel Mehl, Maismehl, Backpulver, Natron, Salz und Zimt verrühren.

Die Mehlmischung zu der Eiermischung geben, den Teig sehr kurz durchrühren, dann behutsam die Heidelbeeren unterheben.

Den Teig in die einzelnen Vertiefungen der Muffinform füllen und anschließend mit dem restlichen Zucker bestreuen.

Die Muffins bei 160°C (Umluft) Ofen etwa 20 - 25 Minuten backen, bis sie goldbraun sind und bei der Stäbchenprobe kein Teig mehr kleben bleibt.

Quelle: USA kulinarisch 

Donnerstag, 19. September 2013

Essen im H2O im Scandic Emporio Hotel

Blick ins Lokal.
Anfang August traf ich mich mit einer lieben Kochbekanntschaft aus Weimar, die zufällig zu einem Workshop in Hamburg war. Praktischerweise wurde sie im Scandic Emporio Hotel untergebracht.

Im dazugehörigen Restaurant "H2O" wollte ich schon länger mal essen. Die Karte sieht immer vielversprechend aus und verspricht skandinavische Küche - wäre also passend für meine Reihe "In Hamburg um die Welt". Allerdings war das, was ich bestellte, wenig skandinavisch.

Hotel und Restaurant setzen auf Nachhaltigkeit. So gibt es beispielsweise keine Tischdecken, um Wäscheberge einzudämmen, und das Wasser kommt nach dem Motto "Der Weg des Wassers sollte niemals weiter sein als vom nächsten Wasserhahn" gefiltert aus der Leitung. Die Zutaten sind größenteils regional, die Karte ist übersichtlich, die Küche ist offen. 

Die Wasserflaschen gefallen mir wirklich gut. Weiß jemand, wo es die zu kaufen gibt?
Los ging's mit einem Gruß aus der Küche: Brot im Papierbeutel und Spinatcreme.

Gruß aus der Küche: Brot im Papierbeutel und Spinatcreme.
Blick in den Brotbeutel. Schmeckte übrigens gut, das Brot.
Mir war nach Fisch, also bestellte ich als Vorspeise Gebackenen Matjes mit Sommersalat aus Bohnen, Pfifferlinge, Salatherzen und getrockneten Tomaten.

Gebackenen Matjes mit Sommersalat (Bohnen, Pfifferlinge, Salatherzen, getrocknete Tomaten).
So ganz glücklich war ich mit dem Gang nicht. Der Matjes war mir zu salzig, der Salat zu essigsauer.

Als Hauptgang wählte ich sous-vide gegartes Steinköhlerfilet mit mildem Bohnen-Curry, Blattspinat, Spinatschaum und jungen Mandeln.

Sous-vide gegartes Steinköhlerfilet mit mildem Bohnen-Curry, Blattspinat, Spinatschaum und jungen Mandeln.
Vielleicht war ich an dem Tag einfach nicht gut drauf, denn dieser Gang war mir zu laff. Der Pep fehlte, der Funke wollte einfach nicht überspringen.

Zum Dessert wählte ich karamellisierte Erdbeeren mit Pfefferschwamm und Buttermilcheis. Unter einem Pfefferschwamm konnte ich mir nichts vorstellen. Er entpuppte sich als eine Art Biskuit mit Pfeffer. Alles in allem empfand ich das Dessert als stimmig.

Erdbeeren mit Pfefferschwamm und Buttermilcheis.
Erdbeeren.

Pfefferschwamm.

Buttermilcheis.
Espresso. Das Geschirr gefiel mir ausnehmend gut.

Das H2O hinterlässt einen zweispältigen Eindruck. Spontaner Gedanke beim Bezahlen der Rechnung war, dass ich für weniger Geld schon besser aß. Auf jeden Fall werde ich noch mal hingehen, um mir ein zweites Bild zu machen. Sehr schön finde ich, dass mit dem Restaurant und der Bar zwei Anlaufpunkte unweit der Innenstadt entstanden. Der Platz rund um das alte Unileverhaus ist einladend gestaltet - definitiv ein Gewinn für die Gegend!

Dienstag, 17. September 2013

Tortilla, Frittata, Omelette? Egal, Hauptsache Eierkuchen! Diesmal mit Kartoffeln, Tomaten und Mozzarella

Eierkuchen mit Kartoffeln, Tomate und Mozzarella.
So ein Eierkuchen, egal, wie er benamst wird, ist bei uns beliebte Resteverwertung. Wir haben zu viele Eier, Tomaten, Kartoffeln? Wunderbar! Ab damit in die Pfanne!

Wie bei Resterezepten üblich, hängen die Mengen davon ab, was da ist. Ideal ist es, wenn von Kartoffel, Tomate und Mozzarella so viel da ist, dass die eine Schicht jeweils die andere abdeckt.

Und natürlich mache ich ich auch Eierkuchen ohne fixe Tüten (in diesem Fall für ein Kartoffel-Gratin, aus dem Kartoffel-Tortilla werden soll), auch wenn ich dadurch auf den Großteil dieser getrockneten Zutaten verzichte:
pflanzliches Öl, modifizierte Stärke, Jodsalz, pflanzliches Fett, Milchzucker, Zwiebeln, Milcheiweiß, Molkenerzeugnis, Aroma, Hefeextrakt, pflanzliches Eiweiß, biologisch aufgeschlossen (Weizeneiweiß, Salz), Spuren von Eiern, Soja, Sellerie, Senf. 
Manchmal denke ich, ich sollte alle Rezepte mit "Kochen ohne Tüte" labeln ...

Und da ich so einen Eierkuchen schon zum (späten) Frühstück essen kann, reiche ich ihn beim Blog-Event von Frl. Moonstruck ein.

Speise 
morgens wie ein Fräulein, quer

Eierkuchen mit Kartoffeln, Tomaten und Mozzarella

Zutaten für 2 bis 4 Portionen:
ca. 500 g Kartoffeln
3 - 4 Tomaten,  gerne sehr reif
200 g Mozzarella
6 Eier
1 Schuss Milch
mediterrane Kräuter, frisch oder getrocknet
Salz
Pfeffer
Öl
Knoblauchflakes oder frischen Knoblauch

Zubereitung:

Kartoffeln schälen, in Scheiben schneiden oder würfeln und waschen.

Öl in einer ofenfesten Pfanne erhitzen, die Kartoffeln dazu geben und braten, bis sie etwas Farbe genommen haben. Dann die Hitze etwas reduzieren. Die Kartoffeln gelegentlich umdrehen.

Die Tomaten waschen und in Scheiben schneiden.

Wenn die Kartoffeln von allen Seiten gut gebräunt sind, die Hitze noch weiter reduzieren und die Tomatenscheiben auf den Kartoffeln verteilen. Salzen und pfeffern. Den Mozzarella in Scheiben schneiden und auf den Tomaten verteilen. Leicht schmelzen lassen.

Die Eier aufschlagen, mit etwas Milch, Kräutern, Salz und Pfeffer verquirlen und in die Pfanne geben.

Die Pfanne in den Ofen geben und bei 160°C (Umluft) ca. 20 Minuten backen, bis das Ei gestockt und die Oberfläche leicht gebräunt ist.

Sonntag, 15. September 2013

Szenen einer Ehe: Ein unglückliches Opfer verketteter technischer Pannen

Sie schlappt spät abends schwer mit Tüten beladen in die Wohnung und flötet: Haaasiii, ich hab' dir was mitgebracht!"

Er: Wo warst du denn?

Sie: Beim Spanier. Hab' ich dir heute Morgen doch gesagt. Hier, guck' mal, Fudge für dich!

Er: Vom Spanier?

Sie: Nee, Quatsch, aussem Pralinenladen.

Er: Und da gab's auch Klamotten von Häschen und Mäuschen?

Sie: Nee. Aber ich habe Remoulade vom Frühstücksbrötchen auf's Shirt bekommen, und weil ich nicht mit einem dreckigen Shirt in ein edles Lokal konnte, habe ich mir schnell ein neues Oberteil gekauft.

Er, mit kritischem Blick auf die Tütenmenge: Aha! Auswaschen hätte es doch sicher auch getan!

Sie, vorwurfsvoll: Hab' ich ja getan! Der Fleck ging aber nicht raus! Ich wollte dann bei Budni einen Fleckenstift kaufen, kam auf dem Weg aber bei H&M vorbei und dachte, ich schau mal, ob die nicht ein Oberteil haben. Ist doch gerade Schlussverkauf.

Er: Ein Oberteil? Und warum trägst du so viele Tüten?

Sie: Also, guck mal, das ist das Shirt mit dem Fleck drin. Das musste ich ja irgendwo lassen. Dann ist da noch dieses entzückende Oberteil in Anthrazit, das konnte ich doch nicht hängen lassen. Und ...

Er, ihr ins Wort fallend: Warum nicht?!

Sie rollt mit den Augen und fährt fort: Dann sah ich das weiße Teilchen.  Du sagst doch immer, ich soll nicht nur Schwarz tragen. Na ja, und so'n schlichtes weißes Oberteil kann frau ja immer brauchen. Und damit es sich nicht so alleine fühlt, nahm ich das gleiche noch in Schwarz mit. Mehr wollte ich nicht kaufen, aber auf dem Weg zur Kasse fand ich noch dieses orangene Oberteil. Ich trage doch heute orangene Schuhe. Das passt perfekt! Sonst hätte ich noch neue Schuhe gebraucht! Dann stürzte die Kasse ab, als ich bezahlen wollte. Während des Wartens merkte ich, dass meine rote Handtasche nicht zum orangenen Shirt passt. Auf dem Weg zur Bank - ich hatte kein Bargeld mehr - kam ich dann noch an diesem entzückenden Täschchen vorbei. Also ehrlich, das hat sich alles so ergeben! Ich wollte das alles nicht!

Donnerstag, 12. September 2013

Himbeer-Käsekuchen-Brownie nach Cynthia Barcomi

Himbeer-Käsekuchen-Brownie.
Neben der Milchreistorte brachte ich einen Himbeer-Käsekuchen-Brownie mit zum Betriebsausflug in der zweiten Augusthälfte. Das Aussehen war zumindest für einen der Blaumänner irritierend. "Ist das Schokolade oder verbrannt?", fragte er irritiert. Es ist natürlich Schokolade.

Dass es zwei Kuchen wurden, war Zufall. Ich hatte den Brownie eigentlich für den Gatten gebacken, aber mein "Schatz, da steht Kuchen für dich auf dem Herd!" verhallte ungehört.

Klar, sich immer beschweren, dass ich nie für ihn backe oder Pudding koche, dann aber extra für ihn gebackenen Kuchen mit Himbeeren aus dem eigenen Garten übersehen - so was hab' ich schon gern!

In diesem Jahr hatten wir, anders als in den Vorjahren, eine überaus reichliche Himbeerernte. Trotzdem nahm ich überwiegend tiefgekühlte Himbeeren für diesen Kuchen. Die aus dem Garten aßen wir so - es kommt zu selten vor, dass mehr als zwei oder drei Früchte auf einmal reif sind, da waren sie mir zu schade zum Verbacken. Ein paar kamen dann allerdings doch auf den Kuchen.

Himbeer-Käsekuchen-Brownie im Werden.
Himbeer-Käsekuchen-Brownie nach Cynthia Barcomi

Für eine rechteckige Backform mit den Maßen ca. 32 x 24 cm:

Brownie-Teig:
100 g Zartbitterschokolade
100 g Edelbitterschokolade
80 g Butter
120 g brauner Zucker
½ Vanilleschote, das Mark davon (im Original ½ TL Vanilleextrakt)
2 Eier
105 g Mehl
¼ TL Salz
¼ TL Natron

Frischkäse-Topping:
300 g Frischkäse (im Original 240 g, aber ich wollte keinen Rest haben)
100 g weißer Zucker plus  EL
2 TL Zitronensaft
1 Ei
½ Vanilleschote, das Mark davon (im Original ½ TL Vanilleextrakt)
¼ TL Salz
20 g Stärke
200 g Himbeeren, frisch oder tiefgefroren, aufgetaut und abgetropft

Himbeer-Käsekuchen-Brownie bereit zum Verzehr.
Zubereitung:

Schokoladen und Butter in einer großen Schüssel über dem Wasserbad schmelzen, dann Zucker und Vanillemark hineinschlagen. Abkühlen lassen.

Nun das Frischkäse-Topping zubereiten: Mit einem Handmixer Frischkäse und Zucker verschlagen. Zitronensaft, gefolgt von Ei, Vanillemark, Salz und Stärke dazugeben.

Wenn die Schokoladenmischung abgekühlt ist, die Eier hineinschlagen.

Mehl, Salz und Natron in einer Rührschüssel mischen und die Mehlmischung zügig unter die Schokolade ziehen. Backform einfetten oder mit Backpapier auskleiden und den Teig gleichmäßig darin verteilen.

Frischkäsemischung ebenmäßig auf dem Teig verstreichen, dabei ringsum 1 cm frei lassen. Himbeeren auf dem Frischkäse verstreuen und mit 1 EL weißem Zucker besprenkeln.

40 Minuten bis 160° (Umluft) backen, dann auskühlen lassen und vor dem Servieren gerne noch ein, zwei Stunden in den Kühlschrank stellen.


Dienstag, 10. September 2013

Mittagspausenspaziergang zwischen Blumen, Schützen und dem Lord von Barmbeck

Grünflächen sind um mein Büro herum irgendwie rar gesät. Außerdem arbeite ich mitten in der Stadt - da Ruhe zu finden, ist gar nicht so leicht. Ruhe brauche ich aber in der Mittagspause, besonders, wenn sich an trubeligen Tagen mein dusseliges Burn Out wieder meldet und meint, es habe was zu sagen.

Blick auf den Park von oben.
An solchen Tagen verlasse ich dann das Einkaufszentrum, in dem mein Büro ist, auf dem schnellsten Wege: Durch einen Notausgang, der auf eine Balustrade führt, die von vielen, die hier arbeiten, als Rauchmöglichkeit genutzt wird, aber auch als kurzfristiges Lager.

Sieht nicht nur trist aus, sondern ist es auch: Eine der Balustraden am Einkaufszentrum, in dem ich arbeite.
Am Ende der Balustrade geht's die Treppe runter, über einen Grünstreifen, über die Straße, und dann bin ich auch schon im Park. Der ist übrigens nur selten so leer wie auf diesen Fotos, denn normalerweise machen viele, die im Einkaufszentrum arbeiten, dort Mittagspause, nutzen ihn auch die Anwohner.

Eingang in den Park.
Ich habe zwei Lieblingsplätze im Park und freue mich immer, wenn sie frei sind, ich ungestört bin: Einen zum Lesen (dann esse ich im Büro am Schreibtisch eine Kleinigkeit) und einen zum Essen.

Mein Lieblingsleseplatz.
Mein Lieblingsessplatz. 
Manchmal gehe ich aber auch nur spazieren (wenngleich ich durch den Abteilungswechsel Anfang August oft mehr Bewegung habe, als mir lieb ist). Unterwegs gibt es nicht nur Klinker und Beton, sondern auch liebevoll gepflegte Gärten.

Gelbe Blumen.
Da weiß jemand, dass auch Vögel und Insekten in der Sommerhitze Durst haben. 
Und es gibt hier viel Geschichte: An der Ecke Beim Alten Schützenhof 16-22 / Bartholomäusstraße 75/76 beispielsweise befand sich ab 1904 die Kellerkneipe des legendären "Lord von Barmbeck", bürgerlich Julius Adolf Petersen. Und ganz nebenbei sind diese um 1870 erbauten Häuser die ältesten noch erhaltenen Barmbeks und die ersten städtischen Bauten des Stadtteils. Damals wuchs der Stadtteil binnen kurzer Zeit von 3.000 auf 90.000 Einwohner. Hier wohnten im Wesentlichen Arbeiter mit ihren Familien. Damals schrieb sich der Stadtteil auch noch mit "ck".

Eingang in die ehemalige Kaschemme vom
"Lord von Barmbeck".
Die Kaschemme, wie Petersen seine Kneipe nannte, wurde zum Treffpunkt von Berufsverbrechern, zu denen auch Petersen gehörte.  Rasch wurde er Kopf einer bis zu 200 Mitglieder zählenden Bande, die sich "Barmbecker Einbrechergesellschaft" oder, nach ihrem Kopf, "Petersen-Konzern" nannte. Zu der Bande gehörten bis zu 70 Männern, für die Petersen gut sorgte: Wurde jemand verhaftet, sorgte er für einen Verteidiger und den Unterhalt der Familie des Verhafteten. Die Bande war deutschlandweit verzweigt. Das neue Phänomen der organisierten Kriminalität stellte die Polizei vor neue Herausforderungen.

Petersen wurde 1920 nach einem Überfall auf das Postamt in der Susannenstraße, bei dem über 220.000 Mark und weitere 350.000 Mark in Briefmarken erbeutet wurden, stadtbekannt. Zuvor überfiel er einen Geldtransporter der Farmsener Trabrenngesellschaft, erbeutete dabei 190.000 Mark, und erleichterte die Amtskasse der Seewarte um 50.000 Mark.

Die Hamburger Polizei legte im Laufe der Zeit 20 Meter Akten über Petersen an, 200 Delikte wurden im Laufe der Jahre gegen ihn verhandelt, 400 Personen mussten dabei aussagen, 3.000 Haftbefehle wurden nach seinen umfänglichen Geständnissen ausgestellt. Die erste Haftstrafe trat er schon mit 13 Jahren an: Nach dem Diebstahl einer Geldbörse mit 20 Mark kam er für fünf Tage ins Gefängnis. Die Geschichte zeigt: Abschreckend wirkte dieses Erlebnis nicht.

Gab der Straße ihren Namen: Ein Schützenhof, der 1862
an der Straße angelegt wurde. Dieses Haus mit dem
(leerstehenden) Lokal wurde später gebaut.
Auch wenn Petersen und seine Bande sehr viel Geld erbeuteten, lebten sie bescheiden. Sie legten Wert auf gute Kleidung (daher rührt auch Petersens Ökelname, denn er trug mit Vorliebe Bowler, maßgeschneiderte Anzüge, steife Kragen und gewienerte Schuhe), und zumindest Petersen sorgte für die Seinen: So kaufte er seiner Lebensgefährtin beispielsweise eine Pension in den Colonnaden.

Petersen wurde 1921 zu 15 Jahren Haft verurteilt, schrieb im Gefängnis seine Memoiren, wurde 1932 wegen guter Führung entlassen, aber schon wenige Monate später wieder rückfällig.Im Oktober 1933 wird er wieder festgenommen. Am 21. November 1933 erhängt er sich in der Haft.

Das Haus, in dem Petersens Kaschemme war, steht bis heute. Als es samt benachbarter Häuser vor zwei Jahren abgerissen werden sollte, wehrten sich Mieter, Lokalpolitiker und die Geschichtswerkstatt. Erfolgreich: Im Mai 2013 wurde das Ensemble in die Denkmalliste eingetragen.

Gegenüber Petersens ehemaliger Kaschemme erinnert der Name eines leerstehenden Lokals daran, dass Barmbek Mitte des 19. Jahrhunderts noch dörflich war und genug Platz für Schießstände hatte: 1862 eröffnete hier ein Schützenhof mit Schießständen. Dreißig Jahre später war das Gebiet zu dicht besiedelt für Schießstände, und der Schützenhof wurde verlegt.

Mein Weg führt jetzt so langsam durch die Nebenstraßen zurück zum Einkaufszentrum und nochmal vorbei an bunten Gärten mit skurrilen Bewohnern.

Bunter Vorgarten.

Bunte Blume aus buntem Vorgarten.

Ei, wer hat sich denn da versteckt?!

Großer roter Vogel.
Dienstags sehe ich dann schon die Menschen, die bei der Elim-Gemeinde in der Bostelreihe Schlange stehen, lange, bevor Lebensmittelausgabe und Kleiderkammer um 15 Uhr öffnen - ein herber Kontrast zur Glitzerwelt im Einkaufszentrum, in das ich jetzt wieder eintauche, um zu meinem Schreibtisch zurückzukehren..

Bei der Geschichtswerkstatt gibt es übrigens einen Mitschnitt einer Lesung von Rolf Becker aus den Memoiren, die Petersen 1927 in Haft schrieb, zu kaufen. 

Quellen: taz, Hamburger Abendblatt Artikel 1 / Artikel 2, Wikipedia.