Sonntag, 5. April 2015

Szenen einer Ehe: Oster-Brunch

Ostertisch mit Rüebli-Cupcakes
und Falschem Hasen.
Zwei Wochen vor Ostern.

Er: "Kommt deine Mutter eigentlich?"

Sie: "Wann?"

Er: "Sonntag."

Sie: "Wieso?"

Er: "Zum Brunch."

Sie: "Warum?"

Er: "Na, weil wir Ostersonntag die Mütter wieder zum Brunch einladen wollten?"

Sie: "Ach, wollten wir das?"

Eine Woche vor Ostern.

Sie: "Was essen wir jetzt eigentlich Ostern?"

Er: "Ich wollte einen Falschen Hasen machen. Oder ist das gemein? Meine Mutter hat doch letztens diesen verunfallten fabriziert, der ungenießbar war. Ich wollte ihr mal zeigen, wie man den richtig macht. Ist das sehr gemein?"

Ostertisch mit Rhabarber-Orangen-Creme.
Sie, ihrer Schwiegermutter liebevoll zugetan: "Och, nöö, is nich gemein. Mach ma."

Er: "Meine Mutter sagt, du musst den Rüeblikuchen machen."

Sie: "Okay, klar, mach ich, aber warum?

Er: "Weil du jetzt doch ihre Küchenmaschine hast."

Sie: "Äh ... okaaaay ... aber wer braucht denn eine Küchenmaschine zum Kuchenbacken?"

Er: "MEINE MUTTER!"

Einen Tag vor Ostern. Er renoviert seit dem Vortag Teile der Wohnung. Sie hält die Idee für suboptimal, muss die Wohnung doch schwiegermutterfein gemacht werden. Aber was weiß Sie schon?! Außerdem müssen beide noch einkaufen - für Ostern und überhaupt.

Bei der Einkaufsplanung.

Sie: "Wir brauchen auf jeden Fall Eierlikör."

Er: "Willst du Kikeriki servieren?"

Sie: "Könnt Ihr gerne trinken. Ich darf nicht. Ich muss Mudderns chauffieren."

Er: "Och, dann fülle ich Dir was in Deine Minni-Mouse-Trinkflasche, dann kannste auffem Rückweg schon mit dem Trinken anfangen."

Ostertisch. Das Geschirr ist übrigens
"Melitta Glöckchen", ein Erbstück von des
Gatten Großmutter und ihm sehr lieb.
Sie: "Soll ich zum Hackbraten 'ne Grüne Sauce machen?"

Er: "Gute Idee. Wir ham da nochen Glas Miracle Whip, das weg muss."

Sie: "In meine Grüne Sauce kommt bestimmt kein Miracle Whip!"

Er: "Doch, das muss! Das gibt der Sauce das gewisse Etwas! Deswegen heißt es ja Mirakel!"

Beim Einkaufen.

Er zeigt ihr eine Packung Heringssalat und fragt: "Rat' mal, für wen der ist?"

Sie: "Oh, Schatz, das ist aber lieb, dass du daran denkst, dass ich den gerne esse."

Er: "Ähm, nee, der ist für meine Mutter."

Ostern.

Beide haben viel zu wenig geschlafen. Er renovierte bis gegen Mitternacht, Sie kochte, buk und tischdeckte währenddessen. Bevor Sie ihren Chauffeurdienst aufnimmt, prägt Sie ihm ein, was noch zu machen ist. Er sieht das zwar besser als Sie, aber sicher ist sicher.

Als Sie mit Mudderns und Brötchen im Schlepptau zurückkommt, blitzt die Wohnung. Schwiegermutter ist schon da und sekttrinkend auf Inspektionstour. Sie bewundert die Ergebnisse der Renovierung und tritt dann in den Garten hinaus, der alles andere als frühlingsfein ist.Ratzfatz hat Schwiegermutter eine Handvoll welker Blätter gepflückt und gibt ihr Anweisung, was im Garten alles zu machen sei.

Blätterteighasen, gefüllt.
Sie scheucht die Damen an den Esstisch. Schwiegermutter nimmt hoheitsvoll Platz, lässt sich die Speisen erklären und verzieht mehrfach angeekelt das Gesicht angesichts einer wassergekühlten Butterdose oder der Buttercreme auf den Cupcakes. Butter ist des Teufels.

Während des Essens übertreffen sich beide Damen mit ihren Ernährungsweisheiten und Gebrechen. Sie bekommt Migräne und fragt sich, warum es eigentlich keine Senioren- und Intoleranzen-Quartette gibt. "Künstlicher Darmausgang sticht Hüftgelenk" oder "Glutenintoleranz sticht Reizdarm". Das wär doch sicherlich der Burner beim Seniorenkaffeeklatsch! Nur Bridge oder Canaster ist auf Dauer ja auch langweilig.

Irgendwann erklärt Er das Gabelfrühstück für beendet, scheucht Damen und kleines braunes Hundevieh in den nahegelegenen Park, damit sich alle mal auslüften können. Dann darf Sie wieder Chauffeurdienste übernehmen.

Nach der Schlacht: Erst mal was essen.
Als Sie nach Hause kommt, hat er schon wieder Klarschiff gemacht und hält ihr wortlos ein Glas "Kikeriki" hin.

2 Kommentare:

  1. Ich habe mich mal wieder köstlich amüsiert - hätte bei uns gewesen sein können :-)
    Tja, so sind sie eben, die Anderen - also Männer und Senioren... ;-)

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    1. Freut mich, dass Du vorbeigeschaut hast, Uta :o) Danke für Deinen Kommentar!

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