Mittwoch, 25. Mai 2011

Årø: Weiden, Wind, Weihnachtsbäume – und wo geht’s zum Wein?

Als kulturelle Bordsteinschwalbe erzähle ich immer wieder gerne vom Weinanbau in Dänemark, seit 2000 anerkanntes EU-Weinbaugebiet und damit das nördlichste Europas. Nur gesehen hatte ich die Weinstöcke bislang nicht. Jetzt ergab’s sich, dass wir nur wenige Kilometer von der Insel Årø, einem der dänischen Weinbaugebiete, entfernt urlaubten. Beste Gelegenheit, sich auf die Suche nach dem Wein zu machen.

Um es kurz zu machen: Er ist schwer zu finden und nicht zu probieren … Jedenfalls nicht zwischen Oktober und Mai. Und ich glaube noch immer nicht, dass es ihn wirklich gibt. So richtig im Fass gereift und auf Flaschen gezogen. Die Reben habe ich ja gesehen. Aber die stehen auch im heimischen Garten. Das beweist also noch gar nichts.

Unglaublich, dass Idylle noch gesteigert werden kann. Wir fühlten uns ja schon in unserem Ferienhaus wie Irgendwo im Nirgendwo. Aber die kurze Überfahrt von Årøsund nach Årø war wie die Reise in eine andere, stillere Welt. Kaum glaublich, dass es Reisegruppen gibt, die mit dem Bus übersetzen und weder die 300 Meter zu Brummers Gård noch die 300 Meter zum Kirchlein zu Fuß gehen können. Und die Herrschaften waren weder Amerikaner noch sonst irgendwie gehbehindert …
Während die Reisegruppe, die mit uns übersetzte, also gerade mal aß und die Kirche besuchte, umrundeten wir in gut zwei Stunden die Insel. Zu Fuß. Mit schnüffelndem Hund. Und Picknick am Strand. 
Einfahrt nach Årø.

Brummers Gård ist wohl der Hauptanziehungspunkt für Touristen – die Ausschilderung ist allerdings auch hier spärlich. Beim zweiten Besuch folgten wir einfach dem Touristenbus. Dort kann man Fahrräder mieten, essen, Inselrundfahrten buchen – ja, doch, es gibt hier Inselrundfahrten. Die finden in einem vergitterten Traktoranhänger statt. In dem stehen jede Menge Sofas. So richtig wuchtig-plüschig-ausladende. Ich hatte leider die Knipse nicht schnell genug zur Hand, als so ein Gefährt an uns vorbei fuhr.
Café Brummer, Teil von Brummers Gård

Årø ist nicht wirklich auf Touristen eingestellt. Das macht den Charme der Insel aus, macht es Fremden aber auch schwer, sie zu entdecken. Oder auf ihr einzukaufen, denn es gibt ein paar ganz entzückende Läden. Die Idylle wird sich vermutlich bald ändern, denn es sind bereits zwei große Ferienhausgebiete im Süden der Insel im Bau. Die charmante Fähre, die zwischen 7 Uhr morgens und 19 Uhr abends im Stundentakt verkehrt, soll durch eine Pontonbrücke ersetzt werden. Nächste Schritte sind vermutlich Supermarkt und Tankstelle, denn aus dieser Zapfsäule kommt sicher kein Benzin mehr.
Tankstelle auf Årø ;o)
In Årøsund kann man die Wartezeit auf die Fähre übrigens wunderbar im erst Ende April eröffneten Café Sommerz überbrücken, mit Blick auf Hafen, Sund und Fähre. Kaffee und Softeis sind sehr gut, und die vollen Teller, die zu den Nachbartischen getragen wurden, sahen auch sehr lecker aus. Das Lokal hängt mit Brummers Gård zusammen, wenn ich es richtig verstand. Richtig stillvoll lässt sich die Wartezeit im Årøsund Badehotel überbrücken. Das gelb gestrichene Hotel sieht man auch von vielen Punkten der Insel über den Sund leuchten.
Blick von Årøsund nach Årø auf das Badehotel.
Wanderwege sind auf Årø zwar ausgeschildert, die Pfeile zeigen allerdings Richtungen zwischen hier und Beteigeuze an und sind zur Orientierung schwerlich geeignet. Verlaufen kann man sich auf einer Insel aber kaum, höchstens in Sackgassen landen. Kleiner Tipp für zukünftige Årø-Besucher: Den großen Panorama-Insel-Rundweg erreicht man, indem man der Ausschilderung zur Kirche folgt – das ist so ziemlich das einzige Hinweisschild, das es auf der Insel gibt und daher nicht zu übersehen.
Ausgangspunkt für Wanderungen und nicht zu verfehlen: Julekirken.
An der Kirche vorbei, so lange geradeaus, bis man fast ins Wasser fällt (vorher wird man durch eine Kuhherde und eine Pumpstation gebremst), dann rechts, bis es nicht mehr weiter geht, wieder rechts und so fort, bis man wieder am Hafen steht. Da kommt man an allen Insel-Attraktionen vorbei. Die Wartezeit bis zur nächsten Fährabfahrt kann man im Havnegrillen verbringen. Die Pommes sind lecker, das Formfleischschnitzel eher nicht, der Inhaber ist kauzig – definitiv der Hot-Spot der Insel, wo man zahlreiche Einheimische trifft.
Nein, das sind nicht die Einheimischen am Hot-Spot der Insel ;o)
Wind, Weiden, Wieh Vieh
Wenn sie groß sind, werden sie Weihnachtsbäume.

Der Norden der Insel wird von Wind, Weiden und Wald dominiert – und von Rindern. Im Süden finden sich ein Campingplatz. Unweit davon kann man in der Gårdbutikken Årø Galloway das Fleisch der Tiere und andere Produkte kaufen. Ganz in der Nähe wachsen dann auch die Reben des Årø Vingård.
Weinbau auf Årø.
Weinbau auf Årø
Aber wie bereits erwähnt: Die Öffnungszeiten der Geschäfte sind teilweise etwas ungewöhnlich. Das Weingeschäft öffnet erst ab Juni bis September. In Brummers Gård sollte es die Weine eigentlich geben – Fehlanzeige. Wir haben in den folgenden Tagen intensivst in den örtlichen Geschäften auf dem Festland nach dem Wein gesucht – Fehlanzeige. Bis mir jemand das Gegenteil beweist und mir eine Flasche Årø-Wein auf den Tisch stellt, halte ich den also weiterhin für eine Chimäre ;o)

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