Freitag, 25. September 2015

Rezension: "Heimat" von Tim Mälzer

Rezepte von Tim Mälzer stehen beim Gatten hoch im Kurs, versprechen sie doch solide (Hausmanns-)Kost, im Gegensatz zu dem exotischen Krams, den ich gerne koche. Auch "Heimat" aus dem Mosaik-Verlag kommt wie der Titel erwaten lässt bodenständig daher.

Der Mosaik-Verlag schreibt über das Buch: "Heimat Deutschland – Bockwurst und Sauerkraut, Präzision und Lederhose? Tim Mälzers Blick auf seine Heimat ist anders und frei von Klischees. Für ihn ist Heimat überall, wo man sich zu Hause fühlt: im Fußballstadion, bei der Familie, am Meer wie in den Bergen, beim Camping, zu Lande und zu Wasser. Wie frisch und kreativ deutsche Küche sein kann, zeigt der Autor in seinem neuen Kochbuch Heimat. Dafür machte sich Tim Mälzer auf eine kulinarische Reise quer durchs Land. Er kostete seltene Käsesorten, entdeckte eine neue Brotkultur, fuhr mit Fischern aufs Meer und sah zum ersten Mal in seinem Leben Schweine in freier Wildbahn vor Glück rennen. In Heimat berichtet er von seinen Gesprächen mit Produzenten, Landwirten und Handwerkern und staunt dabei immer wieder über den kulinarischen Produktreichtum und die Leidenschaft für diese Vielfalt. Vor allem aber liefert er in seinem Kochbuch über 120 Rezepte: umsichtig modernisierte Gerichte, entstaubte Klassiker und einige ganz neue Kreationen: 'Dies hier ist mein ganz persönlicher Blick auf Deutschland und die deutsche Küche. Ein Buch, das Sie inspirieren soll, selbst loszulegen und zu entdecken, wie Deutschland schmeckt – die Vielfalt beginnt gleich an der nächsten Ecke.'“

"Heimat" ist im Wesentlichen ein Basis- und Grundkochbuch, aber ich denke, auch profilierte Hobbyköche können das eine oder andere für sie neue Gericht entdecken. Für mich gab's jedenfalls einige Entdeckungen, aber ich kann ja auch nicht kochen. Mit seinem veredelten Pappeinband, dem Lesebändchen, den vielen Farbfotos und liebevollen Illustrationen kommt das Buch sehr fürnehm daher, aber schon die Gartenzwerge auf dem Cover durchbrechen das ironisch.

Einführend gibt Mälzer einen kurzen Einblick in seine Arbeit, stellt die an der Produktion des Buches Beteiligten vor, und dann beginnt die kulinarische Reise durch Deutschland. Die Rezepte sind in die Kategorien Suppen, Mittag, Fisch, Fleisch / Wild, Innereien, Salate / Gemüse / Beilagen, Hausgemachtes, Abendbrot und Süßes gegliedert. Wie der Titel nahelegt, sammelt "Heimat" Rezepte für klassische deutsche Gerichte.

Mich hat besonders gefreut, dass auch Rezepte für Innereien enthalten sind. Okay, die kriege ich zwar nicht in den Gatten, aber in mich, und ich finde es immer wieder schade, dass Herz, Niere oder Zunge weitgehend von unserem Speiseplan verschwunden sind (Leber hingegen gibt es ja noch gelegentlich).

Sehr gut gefiel mir, dass auch immer wieder die Menschen eine Rolle spielen, die an dem Buch mitarbeiteten. Gelegentlich wurde bemängelt, Tim Mälzer habe das Buch gar nicht selbst geschrieben, sondern Stevan Paul. In Wahrheit ist es noch viel schlimmer: An "Heimat" wirkten neben Stevan Paul (Texte und Rezepte) auch Hendrik Thoma (Texte zum Wein) sowie an den Rezepten Marcel Stut und Marion Heidegger aus der "essen & trinken"-Redaktion mit. Aber Ironie beiseite: Ich finde es sehr sympathisch und authentisch, wie hier mit dem Mythos aufgeräumt wird, das Fernsehköche wahre Tausendsassa und kulinarische Einzelkämpfer sind.

Wie bei jeder Rezension koche ich vorher das eine oder andere Gericht nach, um zu gucken, ob die Rezepte funktionieren. Okay, die Rezepte für "Heimat" wurden unter anderem von Stevan Paul entwickelt, insofern war ich mir sicher, dass sie klappen, aber sicher ist sicher. Von der umfangreichen Nachkochliste wurden als erstes Omelette mit Grüner Sauce und Sauerkrautsuppe zubereitet.

Beide Rezepte klappten problemlos, wenngleich ich ein bisschen mit der für vier Portionen angegebenen Menge haderte: Das Omelette schafften wir problemlos zu zweit, aber von der Sauce blieb so viel übrig, dass ich dem Gatten für die nächste Mittagspause ein paar Eier und Kartoffeln dazu kochte, während von der Sauerkrautsuppe problemlos mindestens sechs Esser satt geworden wären (wenn nicht gar acht).

"Heimat" ist ein Koch- und Reisebuch. Es macht Spaß, darin zu blättern, sich die Fotos anzuschauen, und rasch kamen Indexmarker an die Rezepte, die nachgekocht werden sollen. Das Buch ist ein Plädoyer für gute, regionale Zutaten, für saisonale Küche und den respektvollen Umgang mit Lebensmitteln. Mälzer und sein Team stellen Erzeuger und ihrer Produkte vor, und vielleicht lässt sich der eine oder die andere ja dadurch inspirierend, die Einkaufsgewohnheiten zu überdenken.

Verlagsangaben zum Buch: Tim Mälzer: Heimat / Kochbuch. Mit über 120 Rezepten / Originalausgabe / Gebundenes Buch / 304 Seiten / ca. 300 farbige Abbildungen / Lesebändchen / ISBN: 978-3-442-39274-2 / € 19,99 / Verlag: Mosaik Verlag.

Vielen Dank an den Mosaik-Verlag für das Rezensionsexemplar!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Ein Kommentar, wie schön! Ich bemühe mich, alle Kommentare zu beantworten. Allerdings kann das manchmal etwas dauern - das Leben neben dem Blog, Du verstehst. Wenn Du Dich durch eine Sicherheitsabfrage quälen musst oder der Kommentar erst moderiert wird, heißt das, dass es gerade viele Spamkommentare gibt. Last but not least: Ich behalte mir vor, einzelne Kommentare zu löschen.